In Teil 4 meiner kleinen Kolumne haben wir ja über die Errichtungskosten einer Ladestation in Wien gesprochen und in Teil 6 der Kolumne hab ich schon mal ausgerechnet, wieviel Einsparpotenzial so ein Tesla Model 3 für mich bietet (hint: WOAH). In den Kommentaren zu Teil 4 hab ich dann auch noch eine (recht wüste) Hochrechnung der Ladekosten an Smatrics oder der Heimladestation erstellt. Aber letztlich definieren sich eben diese Kosten durch den Strompreis. Dass der nicht ewig auf moderatem Niveau (in Österreich) bleiben wird, war klar. Entsprechend sollte man ehestmöglich zusehen, möglichst günstig Ökostrom zu laden…

Öko-Strom ist teu(r)er… oder nicht?

Gut, diese Tatsache wird jetzt niemanden verwundern… wobei… Na ja, also aktuell, Stand Anfang 2020 in Österreich, bezahlt man für „grünen“ Strom, also jenen aus erneuerbaren Energien (Wind, Wasser, Sonne, Biomasse) grundsätzlich etwas mehr, als für schmutzigen Strom. Jeder, der ein Elektroauto nicht nur wegen dem Fahrspaß fährt, muss sich aber auch Gedanken darüber machen, von welchem Anbieter er Strom bezieht und ob dieser auch zu 100% aus erneuerbaren Energiequellen stammt, vorzugsweise mit Öko-Siegel. Mit dem Öko-Siegel ist sichergestellt, dass auch der Ausbau erneuerbarer Energien vorangetrieben wird. Der Bezug von Ökostrom (mit oder ohne Siegel) ist zudem für eventuelle Förderungen ebenfalls relevant.

Aktuell ist mein Energielieferant noch drei Tage die Easy Green Energy. Dank eines Sondertarifs über den VKI von 2018 bezahle ich aktuell 4,86 cent die kWh, was recht günstig ist. Rechnen wir Netzgebühren usw. mit ein kommen wir auf immer noch günstige 15,8 cent pro kWh.

Seit dem ersten Januar 2020 beträgt der Preis pro kWh ca. 7,78cent (18,72 cent all inclusive). Man sieht zwar, dass der Preis insgesamt nicht allzu stark steigt, der reine Energiepreis ist aber deutlich gestiegen.

Die letzte Jahresabrechnung belief sich auf 6800kWh. Das beinhaltet die Warmwasserbereitung mit Wärmepumpe, fast tägliches Kochen, den Geschirrspüler und natürlich auch die Klimaanlage geschuldet. Wo immer sich eine Einsparmöglichkeit bietet, wird diese auch genutzt. Fast Lampen sind ins SmartHome eingebunden und in LED Technik ausgeführt. Dennoch, das effektive Einsparpotential (außer, die Klimaanlage nicht einzuschalten) ist relativ gering.

Ohne Tarifwechsel würden also meine Energiekosten von 330€ auf 530€ ansteigen, 16€ Mehrbelastung pro Monat und das noch ohne den Tesla.

Welchen Energieanbieter sollte ich wählen?

Eines ist klar: Es muss ein Strom aus erneuerbarer Energie sein (wie jetzt auch), optional mit dem Umweltzeichen „grüner Strom“ nach Richtlinie UZ 46 oder anderweitigem Gütesiegel, welches den Ausbau weiterer erneuerbaren Energien gewährleistet. Ideal wäre zudem, in der Nacht günstigeren Strom verbrauchen zu können. Speziell das Laden des Teslas und auch die Klimaanlage im Schlafzimmer sowie die Wärmepumpe wären hierfür prädestiniert.

Aller Anfang ist das SmartMeter

OK, Smartmeter. Aber warum? Nun: Je Stärker Sonnen- und Windenergie in den Strommix einfließen, desto stärker schwanken am Strommarkt (auch Strom wird gehandelt) die Preise. Wenn in einem Jahrhundertsommer tonnenweise Sonnenenergie vorhanden ist (unter Tags) und durch starke Winde auch die Windturbinen zur selben Zeit Strom erzeugen, wird Strom billiger. Umgekehrt, morgens, wenn alle aufstehen und die Kaffeemaschine anwerfen, duschen, und die Warmwasserbereitung anspringt, und noch KEIN Sonnenstrom da ist und vielleicht sogar eine windstille Phase herrscht, ist der Strom extrem teuer.

Strompreise, Zeitverlauf. Quelle: awattar.com

Bisher bekam man hiervon durch die übliche jährliche Abrechnung mit Ferraris-Zähler nichts mit.

Jetzt wär’s natürlich erstens mal fein, wenn man mehr Einsicht in den eigenen Stromverbrauch hätte. Ich hab ja vor Jahren mal „Smappee“ getestet, das hatte man damals direkt hinter den FI (Fehlerstrom-Schutzschalter) geklemmt. Im Aktuellen Zählerkasten habe ich dafür keinen Platz, war also auf den alten Ferraris-Zähler angewiesen; standardgemäß setzen die Wiener Netze diese Zähler nach wie vor ein, da sie gut und günstig sind. Ein Fernablesen ist damit aber freilich nicht möglich. Ein SmartMeter musste also her. Nach der Installation kann man am Smartmeter Webportal im 15min Takt den Stromverbrauch ablesen.

Smartmeter Portal der Wiener Netze

Zwar werden SmartMeter in Österreich von den Netzbetreibern ausgerollt, direkten Einfluss auf den Zeitplan der Ausrollung hat man dabei aber kaum.

Wie kommt man schneller an einen Smartmeter ran?

Will man schneller an sein SmartMeter ran kommen, so sendet man einfach ein Email an z.B. smartmeter[at]wienernetze.at. Darin erklärt man, dass man ausdrücklichen Wunsch hat, an seiner Stromanlage (Zählpunkt ID, 33 Stellig + Anlagenadresse) ein SmartMeter installiert zu bekommen. Um dem Ganzen etwas Nachduck zu verleihen kann man zudem auf eine Gesetzesnovelle aus 2017 verweisen, nach welcher der Netzbetreiber binnen 6 Monaten ab Einlangen der Nachricht den SmartMeter zu installieren hat. Der Stromanbieter aWATTar (zu dem wir gleich kommen) hat da übrigens einen Text auf deren Website den man einfach kopieren kann (und darf).

Am 2. Juli hatte ich mein Email an die Wiener Netze erhalten, am 5. Juli 2019 haben die Wiener Netze bestätigt, dass ich in die Planung miteinbezogen werde. Am 23.07. erhielt ich bereits den Brief mit dem Zugangsschlüssel zum Webportal und am 16.09.2019 schließlich wurde mein Smartmeter installiert. Letztendlich dauerte es aber bis zum 22. November 2019 bis mein Smartmeter kommunikativ wurde und die Daten übermittelte. Seither konnte ich also im 15 Minutentakt meinen Stromverbrauch einsehen. Achtung dieser 15min Intervall muss manuell im Portal der Wiener Netze aktiviert werden, normalerweise erfolgt die Messung stündlich.

Erst am 20. Dezember allerdings war die Kommunikation zwischen meinem Zähler und den Wiener Netzen stabil genug, um einen Anbieterwechsel auch tatsächlich durchführen zu können. In drei Tagen, am 8. Jänner 2020 ist es nun aber soweit – monatliche Abrechnung über aWATTar mit stündlich angepassten Strompreisen.

Rückblickend aber etwas mühsam: Vom 2. Juli bis zum 8. Jänner hatte sich dieses Projekt gezogen… dafür kostet die Umrüstung auf das Smartmeter uns Nutzer keinen Cent. Das ist fein.

SmartMeter: Was hat es mit den Negativberichten auf sich?

Wer sich im Netz auf die Suche nach „SmartMeter“ begibt, findet unweigerlich natürlich auch Seiten und „Gruppen“, die sich vehement gegen SmartMeter stellen. Man könne jederzeit den Strom abschalten (können sie jetzt auch, ist nur mehr Aufwand für den Netzbetreiber/Energieversorger) und dann wird von Elektrosmogg geredet usw… *stöhn*

Natürlich steckt in manchen der auf diesen Seiten aufgeführten Punkte auch ein Fünkchen Wahrheit. Großflächiger Austausch funktionierender alter Zähler zum Beispiel ist natürlich nur bedingt nachhaltig – was aber oft vergessen wird: Je wichtiger und weiter verbreitet erneuerbare Energien in unseren Strommix werden, desto wichtiger wird es, durch SmartMeter schneller und akkurater über den Stromverbrauch Bescheid zu wissen (aus Sicht der Netzbetreiber). Denn viele erneuerbare Energeiquellen wie Solar oder Windkraft liefern nunmal nicht konstant Strom.

Wenn wir alle am Morgen unsere Kaffeemaschine anwerfen, scheint nun mal die Sonne noch nicht am stärksten… Und seien wir uns ehrlich, selbst WENN ein Netzbetreiber die SmartMeter Daten verkaufen würde (das bemängeln die Kritiker) und dritte Parteien wüssten, wieviel Strom man verbraucht: Solange ich nicht Frankensteins Monster im Keller erwecken möchte, bietet mein Stromverbrauch keinerlei Anhaltspunkt, was ich mit dem Strom anstelle… Man sollte also zwar durchaus vieles kritisch hinterfragen, auf Daten- und Hacking-Sicherheit achten, aber nicht gleich alles verteufeln, nur, weil es neu ist. Niemandem ist bei einer Fahrt mit der Dampflock damals der Kopf explodiert, auch wenn viele das prophezeit hatten.

Welche Stromanbieter unterstützen SmartMeter?

aWATTar

Ganz vorne mit dabei ist wohl aWATTar. Der österreichische Anbieter stellt u.a. stündliche Stromtarife bereit und bietet sogar eine Anbindung an IFTTT sowie Kooperationen mit dem go-e Charger oder Wärmepumpenherstellern an. So kann über IFTTT z.B. eine WeMo Steckdose angeschaltet werden, wenn aWATTar die z.B. günstigsten drei Stromstunden des Tages meldet. Ich werde genau das in den Sommermonaten nutzen und hinter die Wärmepumpe klemmen. Warmwasserbereitung ab jetzt nur mehr zur günstigsten Zeit, also von 1 bis 5 Uhr und zur Sicherheit zur Mittagszeit.

aWATTar scheint mit allen Daten des offenen Strompreismarktes sehr transparent umzugehen und bietet zudem die exakten Strompreise zusammen mit optischer Darstellung der Wind- und Sonnenenergie (siehe oben) direkt auf der Startseite an. Die Tarife sind klar aufgeschlüsselt, die FAQ Sektion umfangreich und verständlich.

aWATTar Tarife Österreich Stand 01/2020

aWATTar Tarife Österreich Stand 01/2020

Ich hatte aWATTar zudem bereits im Sommer 2019 meine letzten Stromabrechnungen und die Wohnsituation geschildert und am selben Tag noch ein „Angebot“ erhalten zwecks Veranschaulichung wie die Abrechnung aussähe und mit welchen Gesamtkosten zu rechnen sei. Ergebnis? Trotzdem der Strompreis stark gestiegen ist werde ich (vermutlich) nicht mehr bezahlen müssen.

aWATTar erscheint mir aktuell als der attraktivste, weil vor allem seriöseste Anbieter. Nachteil: Kein Ökostrom-Siegel oder sonstige Zertifizierung, aber Strom zu 100% aus erneuerbaren Energien.

Persönlich habe ich, wie ihr ja bereits oben gelesen habt, für aWATTar entschieden, nicht zuletzt wegen deren Transparenz, vor allem aber auch ob der extrem freundlichen, schnellen und kompetenten Kommunikation via Email.

Mein Empfehlungscode für aWATTar, just in case: 3FUSPYYU9
Mit der Benutzung unterstützt du Teslamaniacs.at ohne Extrakosten.

Alternative: Spotty

Begibt man sich auf die Suche nach Stromtarifen mit stündlich angepassten Strompreisen in Österreich, so ist das Suchergebnis auch 2020 noch recht dünn. Neben aWATTar taucht auch „Spotty Streaming Energy“ auf. Vergleiche ich die Informationen auf deren Website so fühle ich mich als Kunde (im Vergleich zu aWATTar) weniger gut aufgeklärt. Grundsätzlich wirbt der Anbieter mit dem gleichen Konzept, auch die Tarife sind ähnlich aber nicht so detailliert aufgeschlüsselt wie beim Konkurrenten. Subjektiv schenke ich mein Vertrauen hier also lieber aWATTar. Spotty  hat aber, anders als aWATTar, eine App. Theoretisch. Die App ist nicht mal für’s iPhone X aufwärts angepasst….. ja genau. Also wenn man’s nicht kann, sollte man es lassen. Da hab ich dann lieber gar keine App und mache die Website im Browser auf…

Wie geht’s nun weiter?

Ich habe aktuell meinen Stromverbrauch genau im Auge. Das Haus hat in absoluten „Standby“ Betrieb ca. 400W Dauerverbrauch. Kühlschränke, Ventilatoren, Standby von Geräten, Ladegeräte usw.

Großverbraucher sind, wie erwartet, Herd, Backofen, Geschirrspüler, Wäschetrockner, Klimaanlage und die Wärmepumpe für das Warmwasser. An Tagen an denen viel (vor)gekocht wird, haben wir einen Verbrauch von nicht selten 30kWh. Das ist viel. An Tagen ohne Kochen und großen Warmwasserverbrauch kommen wir mit 15kWh über die Runden. Das wäre die „Norm“. Alles noch ohne Klimaanlage, der Sommer wird spannend.

Ich habe keine Illusionen; der Strompreis wird noch weiter steigen. Wenn der Tesla im Mai hier einzieht, wird der Verbrauch weiter steigen. Im Sommer gehe ich davon aus, dass das warme Wetter den Stromverbrauch der Wärmepumpe deutlich senken wird, während jener der Klimaanlage hinzukommt.

Dank Smartmeter & stündlichem Stromtarif kann ich nun Großverbraucher wie die Wärmepumpe und den Tesla in der Nacht mit günstigem Strom laden. Soweit der Plan.