Als ich 2020 mit meinem Tesla Model 3 in die Elektromobilität startete war Strom billig. 10cent zu Hause, 30cent am Tesla Supercharger. Aufladen, egal wo, quasi ein „Nobrainer“, man musste darüber nicht nachdenken. Das hat sich grundlegend geändert, wenngleich das Fahren eines Elektroautos immer noch deutlich günstiger, als das eines Verbrenners ist. Kann man aber trotz hoher Preise immer noch Sparen? Ja!

Eines muss natürlich gleich erwähnt werden: Angebote und Tarife ändern sich (und änderten sich auch früher schon) schnell. Entsprechend werden leider viele Punkte, die ich jetzt hier erwähne, schnell überholt oder nur noch zum Teil gültig sein. Auch kann ich in diesem Artikel nur vorrangig auf Österreich eingehen, da ich einfach zu selten in z.B. Deutschland lade um euch eine Vielzahl an Tipps in Deutschland liefern zu können. Weiters sind, soweit ich weiß, zeitbasierte Ladetarife in Deutschland nicht mehr erlaubt.

Generelle Empfehlung: Chargeprice.app

Nutzt das!! https://www.chargeprice.app/ ist eine Website (inkl. App) über die man einerseits die allermeisten Ladestationen finden kann und diese zudem direkt zu Goingelectric verlinkt sind, man andererseits aber auch das eigene Elektroauto auswählen kann UND die vorhandenen Ladekarten hinterlegen kann. Hat man das erledigt, so wird die günstigste Variante vorgeschlagen. Bei der oben verlinkten Ladestation hinter dem Goingelectric-Link z.B. könnte man mit diversen Ladekarten laden, der zeitbasierte Tarif von ELLA ist aber DEUTLICH günstiger als andere kWh basierte Tarife. Zumindest beim Tesla Model 3. Meistens. Warum? Das erfährst du beim Kapitel DC-Laden, Zeitbasiert vs. kWh basiert.

chargeprice.app tarifauswahl

Auswahl der vorhandenen Ladekarten/Tarife

chargeprice.app stationsansicht

Details & günstigster Anbieter zur Station

chargeprice.app kartenansicht gefiltert

Kartenansicht gefiltert >50kW

Sparen beim Wechselstromladen (Langsam Laden in der Stadt oder zu Hause)

AC-Laden (Wechselstromladen) ist das, was man zu Hause an der Steckdose oder Wallbox tut. Auch das laden an den meisten öffentlichen Säulen entlang von Straßen oder in der Stadt ist häufig AC-Laden. Üblicherweise finden wir 11kW oder 22kW Säulen, die 22kW Säulen sind seltener da die wenigsten modernen Elektroautos noch eingebaute Ladegeräte in dieser Leistungsklasse mitführen.

Sparen beim zu Hause laden?

Aktuell, Stand 5/2022 ist das kaum noch möglich. Einen „günstigen“ Stromtarif zu finden ist schwierig und gerade die vor zwei Jahren noch billigen und mit riesigem Einsparpotential existierenden Tarife von z.B. aWATTar sind teils kaum noch bezahlbar. Selbst Tarifchecker-Seiten wie z.B. Durchblicker.at schaffen es derzeit nicht, günstige Tarife aufzutreiben. Ich habe 01/2022 noch einen Vertrag bei Wienenergie mit einem Jahr Preisgarantie (24 cent/kWh) abgeschlossen, mittlerweile kostet das bei Neuabschluss 54 cent/kWh. Was aktuell noch eine ganz gute Möglichkeit zu sein scheint ist ourpower.coop. Da komme ich mit Standort Wien auf ca. 0,27cent/kWh für 100% erneuerbare Energien.

Generell kann mit dem Elektroauto dann gespart werden, wenn man einen Stromtarif nutzen kann, der z.B. in der Nacht günstiger ist. Das Laden kann dann bequem in die Nachtstunden verlegt werden.

Sparen an der AC Ladesäule?

Hier sieht die Sache schon anders aus. Unterschiedliche Ladesäulenanbieter, unterschiedliche Ladekarten, unterschiedliche Preise. Ein ärgerliches Chaos.

Nehmen wir einfach mal wieder die Wienenergie Ladesäulen als Beispiel. Viele haben 2 Anschlüsse mit je 11kW Ladeleistung. MANCHE aber haben 1x 11kW und 1x 22kW. Schließe ich mein Tesla Model 3 an den 22kW Anschluss an, so kann das Auto nur mit 11kW laden, weil das eingebaute Ladegerät nicht mehr kann, ich bezahle aber das DOPPELTE ungeachtet der aufgenommenen Energiemenge.

Lade ich also an dieser Säule am 11kW Anschluss, so lade ich in einer Stunde 11kWh. Wienenergie verlangt 2,90€ pro Stunde, macht also 0,26€/kWh, sofern man keine Grundgebühr bezahlt, bezahlt man 9,90€ monatlich, so lädt man für 0,20€/kWh.

Universalgenie: EMC Mitgliedschaft & Ladekarte?

Man kann also z.B. 120€ pro Jahr an Wienenergie (Tarif Tanke Plus) bezahlen, um dann für 0,20€/kWh zu laden, man kann aber auch eine Mitgliedschaft beim EMC Österreich, dem Elektromobilitätsclub abschließen. Pro Kalenderjahr sind das 40€ und die kWh am 11kW Anschluss kostet dann 0,22€/kWh. Ein guter Mittelwert, finde ich.

Laden bei Wienergie mit der EMC Karte

Sehr empfehlenswert für:

  • Wienenergie & anderen Mitgliedern des BEÖ
  • gelegentliche Auslandsfahrten mit Laden bei EnBW, Virta, Innogy, Enel, e.ON & Hrvatski Telekom z.B. Genaue Daten finden sich da immer auf der EMC Homepage.

Die EMC Ladekarte kann aber eben auch mehrere andere Ladekarten ersetzen. Dann hat man zwar keinen Preisvorteil, muss aber nicht mehr mehrere Karten mitschleppen, was aus Erfahrung extrem praktisch ist. Folgende Ladekarten können gebündelt auf der EMC Karte mitgetragen werden, die Registrierung der einzelnen Anbieter erledigt der EMC!

  • BEÖ
  • Ella
  • da-emobil
  • Lugitsch (Vulkanlandstrom)
  • STW Stadtwerke Klagenfurt
  • Enio
  • Sonnenladen
  • E-Pro Elektrotankstellen

Laden im Ausland ist ebenfalls möglich, allerdings mit 3€ Aufpreis pro Ladevorgang; für AC Laden dürfte das also wirklich nur bei ungeplanten Auslandsreisen und wenn man die zugehörige App des Ladestromanbieters nicht laden kann oder will, praktikabel sein.

Und weil’s gerade recht neu ist: Aktuell bietet der EMC eine Aktion mit Aviloo zusammen an; hier bekommt man für 99€ die EMC Mitgliedschaft für ein Jahr inkl. Ladekarte UND einen Batteriecheck durch Aviloo, das kostet sonst der Batterietest alleine schon.

EMC Gewinnspiel

Grosse Freude herrscht, dass ich euch diesmal auch mal wieder zu einem Gewinnspiel einladen kann. Der EMC stellt nämlich fünf Jahres (Einzel) mitgliedschaften zur Verfügung.

Was müsst ihr dafür tun? Drei kleine Schritte:

  1. Das Video auf Twitter teilen
  2. Unterm Video den Link zu eurem Tweet posten

Das Gewinnspiel läuft bis Ende Juli 2022, der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Bestandskunden des EMC können hier leider nicht mitmachen.

Sparen beim Schnelladen (DC Laden)

Sparen beim Schnelladen ist trotz hoher Strompreise nach wie vor möglich. Fast alle großen Anbieter setzen direkt auf die bessere Kilowattstunden-basierte-Abrechnung. Bezahlt wird, was geladen wird. Aktuell bewegen wir uns da (Stand 5/2022) im Bereich 0,45€/kWh für Teslas Supercharger in Österreich, 0,55€/kWh bei EnBW in Deutschland oder fast schon 0,6€/kWh beim Supercharger in Deutschland. Eine Praxisnahe Ladung von 10-80% im Tesla Model 3 (ca. 56kWh) kostet also ca. 30€ und damit kommt man im Model 3 auf der Autobahn ca. 260km weit, auf der Landstraße ca. 350-400km weit.

Bei kWh genauer Abrechnung gibt es also wenig Sparpotential, mit Ausnahme von Beispiel 4 weiter unten.

Nutzt man aber eben eine Ladekarte mit zeitbasiertem Tarif, sieht das anders aus.

Zeitbasiert vs. kWh basiert

Beispiel 1: Wienenergie Karte & Smatrics Hypercharger (zeitbasiert)

Nun. Das ist jetzt etwas schwierig, speziell wenn man neu in der Elektromobilität ist. Elektroautos laden, insbesondere an starken Gleichstromladestationen, nicht konstant schnell, da gibt’s große Unterschiede. Ein Hyundai Ioniq5 oder Kia EV6 lädt bis um die 80% im dreistelligen kW Bereich. Tesla Model 3 oder Model Y starten zwar (bei niedrigem Ladestand (SoC = State of Charge) bei 250kW, fallen aber bereits bei einem Batteriefüllstand zwischen 50 und 60% unter 100kW Ladeleistung.

Ladekurve Tesla Supercharger V3 bei Tesla Model 3 LR

Im Beispiel oben, trotz Leistungsspitze von 227kW war die durschnittliche Ladeleistung nur 96kW, weil man eben die hälfte der Zeit (bei einer Ladung bis rauf auf 90%) unter 100kW Ladeleistung hat, beim Tesla.

Unterm Strich heißt das: Fahre ich fast leer an die schnelle Ladestation, bekomme ich in sehr kurzer Zeit sehr viele kWh in die Batterie, wenn ich bis maximal 50% lade (bei Tesla) oder auch weiter (bei z.B. Kia EV6, Hyundai Ioniq5 oder Genesis GV60, Porsche Taycan). Habe ich also ein Auto, das sehr schnell laden kann, so spare ich mit einem Zeitbasierten Tarif richtig viel Geld.

Laden am UHPC Seestadt

Im Bild oben habe ich von 11% auf 41% geladen. 23,1kWh in 8min, das macht einen Schnitt von 173kW Ladeleistung oder 17,5cent/kWh. Das kann man mit schnell ladenden Elektroautos machen und günstig laden. Verwendet habe ich die Wienenergie Tanke Start Ladekarte, bei der 55cent pro Minute (33€/h) beim Schnellladen anfallen.

Wäre ich mit einem anderen Auto, das angenommen nur 50kW Schnellladen kann, dort hin gefahren, so hätte ich in diesen 8 Minuten nur 6,66kWh geladen anstatt 23,1kWh. Damit hätte mich die kWh satte 60 cent gekostet.

Anderes Rechenbeispiel: Ein VW ID.3 mit großer Batterie dürfte momentan auf 135kW maximale Ladeleistung kommen und hätte 18kW geladen, zum Preis von 22,5cent/kWh. Ein VW ID.3 mit dem kleineren 58kW Akku und einer maximalen Ladeleistung von 120kW hätte 25cent/kWh bezahlt.

Alles wohlgemerkt nur unter der Voraussetzung dieses Zeitbasierten Tarifs. Auch andere regionale Stromanbieter haben (momentan) noch ähnliche Ladekarten & Preise.

Auf lange Sicht und mit dem Zunehmen schnell ladender Autos dürften diese zeitbasierten Tarife aber sterben. Also nutzt sie, solange es noch geht.

Beispiel 2: EnBW Deutschland & EMC Karte (kWh bassiert)

Auf meinem letzten Deutschland Roadtrip zum Beispiel habe ich am EnBW Hypercharger in Groß-Umstadt geladen.

19,8kWh in 9 Minuten, macht 10,86€ über die EnBW App.

EnBW Hypercharger Großumstadt

Wieviel hätte mich das mit der EMC Ladekarte (also über die Linz AG) gekostet?

33€/h = 0,55€/Minute macht also 4,95€ zzgl. 3€ pro Ladevorgang, sind wir bei 7,95€ für 19,8kWh und einem kWh Preis von 0,40€/kWh. Kann sich sehen lassen – klappt aber natürlich nur, wenn man nur bis etwa 50% SoC lädt, weil dann die Ladegeschwindigkeit zu niedrig wird.

Diese Variante wiederum funktioniert interessanterweise _nicht_ mit der Ladekarte der Wienenergie aufgrund fehlender Roamingpartnerschaft. Nervig, ich weiß.

Beispiel 3: Plugsurfing bei LinzAG Hyperchargern

Eigentlich hatte ich ja geplant gehabt, Plugsurfing auch für die e-Car UP säulen z.B. beim Ladepark pod Öko Arena zu erwähnen; man konnte da für kurze Zeit über die Plugsurfing App die Ladesäulen freischalten und kostenlos laden.Aktuell werden aber lt. Chargeprice utopische Preise verlangt; dabei dürfte es sich eher um einen Fehler im System handeln (22€/kWh).

Nun gut, aber es gibt auch andere sehr positive Ausnahmen! Benutzt man z.B. die Plugsurfing Karte bei manchen Hyperchargern der LinzAG, so bezahlt man für die selben 40kWh gerade mal 2€.

LinzAG Hypercharger & Plugsurfing

Beispiel 4: Bonnet (in Österreich aktuell fast nur Ionity)

Und zum Abschluss noch der aktuelle europaweite „Renner“: Bonnet. Auch hier ein kleiner Disclaimer: Eines muss klar sein. Die aktuell angebotenen Preise von Bonnet sind für Bonnet reines Geld-Verbrennen, und sicher nicht mehr lange verfügbar. Auch Bonnet kann den Strom nicht so günstig einkaufen.

Wer aber schnell ist und sich zu Bonnet anmeldet, kann einige sehr gute Deals abstauben.

Bonnet hat einerseits ein kleines Referral Programm. Wer sich mit z.B. meinem Code RAE8P3 anmeldet, bekommt gleich mal 17,55€ Guthaben (Stand 6/2022).

Dann kann man weitere Codes einlösen die sich im Netz finden. Gerade die „Nächste Ladung gratis“ Codes wurden von Bonnet leider kürzlich alle beendet da diese gerne mal „viral“ gingen im Netz.Bonnet App Screenshots

Gut, ist nett, aber doch noch nichts besonderes? Doch, denn wer bei Bonnet kein Geld quasi „prepaid“ einwirft, lädt zu 0,41€/kWh. Das ist deutlich günstiger als aktuell Teslas Supercharger. UND das gilt AUCH für das Ionity Netzwerk! Wer 18€/Monat bezahlt, lädt zu 0,36€/kWh, wer 42€ monatlich bezahlt zu 0,35€/kWh und wer z.B. 60€/Monat bezahlt bekommt die kWh um 0,30€. Das ist spottbillig. Gerade in Deutschland ist dies damit ein absoluter Geheimtipp, da 5023 Ladestationen unterstützt werden, in den Niederlanden sind es sogar 16234. In Österreich gerade mal 29, fast ausschließlich Ionity. Wie lange diese Preise noch gelten, man weiß es nicht. Auch hier gilt: Ausnutzen, solange es geht.

FAZIT

Tjo, leider ist mein Fazit auch im Jahr 2022: Einfach durch die Gegend fahren und laden wo man mag, kann nach wie vor außerordentlich teuer sein. Und da reden wir nicht von „Tanken an der Autobahn ist halt etwas teurer“ teuer.

Daher: Nutzt Chargeprice.app, legt euch Ladekarten zu die EUCH im Alltag helfen. Wer hauptsächlich in Österreich unterwegst ist, fährt mit der EMC Karte sehr gut und komfortabel. Für wen Ionity gut in die Routenplanung passt, ist Bonnet ein absoluter Geheimtipp, solange sie diese Tarife halten.